„Wer die Jugend ernst nimmt, muss ihr auch Raum in zentralen Lagen zugestehen – sichtbar, hörbar, dort wo die Jugendlichen zuhause sind,“ die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Anke Bergmann, äußert deutliche Kritik an den aktuellen Plänen des Magistrats zur Neugestaltung des Georg-Stock-Platzes. Die Verlagerung der bestehenden Jugendräume auf das Gelände der Friedrich-Wöhler-Schule stößt bei ihr auf Unverständnis.
„Klar ist: Die derzeitigen Jugendräume Wehlheiden in der Wilhelm-Lückert-Schule reichen für die Jugendarbeit nicht aus. Sie sind zu klein und nicht mehr zeitgemäß für eine angemessene Jugendarbeit. Doch ein Standortwechsel würde viele Jugendliche ausschließen, die das bisherige Angebot regelmäßig nutzen“, erklärt Bergmann. Die Jugendarbeit ist seit Jahrzehnten im Stadtteil verwurzelt. Die Jugendräume Wehlheiden engagieren sich nicht nur in den Jugendräumen in der Gräfestraße, sondern auch in der aufsuchenden Jugendarbeit – etwa auf Spielplätzen in Wehlheiden und im Vorderen Westen und in der Goetheanlage. Zudem besteht eine enge Kooperation mit der Heinrich-Schütz-Schule. Bergmann: „Es ist fraglich, ob die Jugendlichen bei einem Umzug in die Südstadt die neuen Jugendräume weiterhin aufsuchen würden.“
Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht
Die vom Magistrat vorgesehene „neue Heimat“ auf dem Gelände der Friedrich-Wöhler-Schule, mag gut gemeint sein – ein gleichwertiger Ersatz sei sie jedoch nicht. Bergmann kritisiert zudem die Formulierung der Jugenddezernentin in der Stadtverordnetenversammlung, wonach die Jugendlichen dort „laut sein könnten, ohne jemanden zu stören“. „Das klingt leider so, als wolle man die Jugendlichen aus dem Stadtbild verbannen, weil sie stören könnten. Eine solche Haltung ist weder zeitgemäß noch gerecht“, betont Bergmann.
Daher fordert Bergmann den Magistrat auf, die Jugendräume als Bestandteil der kulturellen Nutzung im geplanten Neubau am Georg-Stock-Platz unterzubringen, wie es im ursprünglichen Konzept vorgesehen war, und die Jugendlichen aktiv in die Planungen einzubeziehen.

Mit der Planvorlage für den Glockenbruchweg haben wir endlich mal einen zeitgemäßen ökologischen Ansatz auf dem Tisch “, freut sich Mario Lang, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Kasseler Rathaus. An diesem guten Beispiel werden sich andere Pläne in Zukunft messen lassen müssen. Die Sozialdemokrat*innen hatten dem Bebauungsplan am vergangenen Montag in der Stadtverordnetenversammlung zugestimmt und ihn auch gegen Kritik verteidigt, die zu wenig vorgesehene Parkplätze beanstandete.

Die Planung ist durchdacht und basiert auf Vergleichen mit bestehenden Quartieren und realem Parkdruck “, so Lang. Die gefühlten Bedarfe der AfD sind hier wieder einmal den Fakten nach falsch. Wenn wir ein neues Stück Stadt bauen und ökologisch sinnvoll handeln wollen, dürfen wir die überdimensionierten Annahmen der autogerechten 70er-Jahre nicht als Maßstab nehmen.

Bedauerlich sei lediglich, dass in dem ersten Baufeld fast ausschließlich Sozialwohnungen entstehen sollen. Davon können wir zwar dieser Tage kaum genug bauen, allerdings setzen wir uns für lebendige Quartiere mit einer sozialen Durchmischung in allen Stadtteilen ein. Dies fördert den Zusammenhalt und stärkt unsere Stadt langfristig, erklärt Lang und weiter: Das Projekt zeigt, wie das Prinzip Schwammstadt, ein moderner Wohnungsbau und Klimaschutz Hand in Hand gehen können. So gestalten wir Kassel zukunftsfähig.

Am Donnerstag wurde bekannt, dass 2027 vier Strecken in Kassel parallel zur internationalen Kunstmesse „documenta 16“ saniert werden sollen. Der geplante Sanierungsfahrplan der Deutschen Bahn hat sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Politik zahlreiche Reaktionen ausgelöst.  

„Investitionen in das Schienennetz sind zweifellos entscheidende Schritte hin zur Mobilitätswende und zu mehr Klimaschutz. Daher ist das Bekenntnis zur Sanierung grundsätzlich sehr zu begrüßen“, sagt Daniel Bettermann, SPD-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Kassel.

„Doch angesichts der Dimension der geplanten Sanierung sollte der angedachte Zeitplan mit besonderer Sorgfalt überdacht werden – insbesondere vor dem Hintergrund der kommenden documenta, die von Juni bis September 2027 weit mehr als 800.000 Besucher anziehen wird, so Bettermann“.

„Die zweifellos notwendige Baumaßnahme wird erhebliche Auswirkungen für Berufspendler haben, so Esther Kalveram, SPD-Landtagsabgeordnete für Kassel. Hier erwarte man eine tragfähige Lösung, damit Kassel nicht im Verkehrskollaps versinke, führt Kalveram fort.

Auch für den verkehrspolitischen Sprecher der SPD-Stadtverordnetenfraktion, Dieter Seidel, stehe fest, dass die Sanierungsmaßnahmen dringend notwendig seien, es jedoch nicht sein könne, dass Kassel während der documenta aus jeder Himmelsrichtung nahezu komplett vom Bahnverkehr abgeschnitten werde.

„Wir fordern den Oberbürgermeister auf, mit der Deutsche Bahn in den Austausch zu gehen, um den drohenden Verkehrskollaps zu verhindern“, sagt Dieter Seidel für die SPD-Stadtverordnetenfraktion.

Für die SPD-Abgeordneten sei klar, dass es während der Weltkunstausstellung nicht zu einer kompletten Überlastung des Verkehrsnetzes kommen dürfe. Das würde die ohnehin angespannte Verkehrssituation zusätzlich belasten und beeinträchtige gleichzeitig die Sicherheit und den reibungslosen Ablauf der Großveranstaltung.

Eine vorausschauende Planung der Baumaßnahmen und ein Dialog zwischen der Bahn, dem Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV) und der Kommune sei dabei entscheidend, um sowohl die notwendige Modernisierung als auch Wohlbefinden der Gäste und Künstler aus aller Welt zu gewährleisten.

Wesentlich sei nun, eine tragfähige Lösung zu finden. Der NVV habe hierzu bereits konkrete Vorschläge unterbreitet: „Unter anderem solle mindestens eine der beiden Hauptverkehrsachsen Frankfurt – Kassel (Main-Weser- bzw. Main-Kinzig-Bahn) während der Weltkunstausstellung uneingeschränkt befahrbar sein“, ergänzt Daniel Bettermann, der bereits im Austausch mit dem NVV sowie Bundesverkehrsministerium stehe.

„Auch die SPD-Stadtverordnetenfraktion werde einen Antrag für die kommende Stadtverordnetenversammlung vorbereiten“, so Seidel und Kalveram.

Esther Kalveram stehe zudem mit dem Hessischen Verkehrsministerium im Austausch. „Gemeinsam werden wir alles unternehmen, um die Baumaßnahmen so zu gestalten, dass die Verkehrsbeeinträchtigungen verträglich ausfallen“, so die Kasseler Abgeordneten.