„Mit dem Beschluss einen CO2-Schattenpreis einzuführen, ist Kassel eine der ersten Kommunen in Deutschland, welche dieses innovative Werkzeug für die Investitionsplanung nutzt“, erläutert der energiepolitische Sprecher der SPD-Fraktion Dr. Ron-Hendrik Hechelmann. In der Stadtverordnetenversammlung am 16.05.2022 wurde ein CO2-Schattenpreis von mindestens 195 € pro Tonne CO2 beschlossen. So soll bei der Bewertung der Wirtschaftlichkeit von Investitionen, Projekten und bei der Beschaffung zukünftig der Schattenpreis für entstehende CO2 – Emissionen berücksichtigt werden.
Mithilfe des Schattenpreises können einfach und unbürokratisch die realen Klimakosten einer Investition abgebildet werden. Dr. Hechelmann erklärt: „Bei Nutzung des Schattenpreises entstehen weder reale Geldflüsse noch zusätzliche Kosten. Es handelt sich um ein Lenkungsinstrument, womit Investitionen in versorgungssichere und klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen beschleunigt werden.“ Produkte, technische Geräte, Fahrzeuge und Dienstleistungen, welche über den gesamten Nutzungszeitraum keine Energie aus fossilen Energieträgern benötigen, müssen bei jeder Entscheidung der Stadt Kassel bevorzugt werden, damit die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduziert und die Klimaziele erreicht werden können.
„Mit dem CO2-Schattenpreis erhalten Investitionen in Klimaschutz und Versorgungssicherheit zusätzlichen Rückenwind. Unser Wunsch ist, dass auch die Unternehmen in Kassel einen CO2-Schattenpreis einführen. In den öffentlichen Vergabeverfahren sollte die Nutzungsmöglichkeit eines CO2-Schattenpreis eingeführt werden“, betont Dr. Hechelmann die Chance des Schattenpreises.
Um zu verdeutlichen wieder CO2-Schattenpreis funktioniert erklärt Hechelmann:
„Nehmen wir beispielsweise die Neuanschaffung eines Fahrzeugs. Hier würde bei einer angenommenen Fahrleistung neben Anschaffungskosten auch Verbrauchskosten und weitere Kosten wie Instandhaltung herangezogen werden. Hinzu kämen neu der CO2-Schattenpreis. Dieser beeinflusst die Wirtschaftlichkeit zu Gunsten des klimafreundlicheren Produkts. Wären also Diesel- und Elektrofahrzeug in unserem Beispiel bis dahin möglicherweise gleichwertig, so bekommt nun das Elektrofahrzeug den Vorzug, da es das klimafreundlichere Produkt ist.“

“Als SPD-Fraktion setzen wir uns bereits seit vielen Jahren für gleichberechtigte Mobilität für alle Verkehrsteilnehmende ein. Dazu gehört für uns auch die Evaluation der Bedürfnisse der Kasseler Bürgerinnen und Bürger“, erklärt Sascha Gröling, der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion. „Eine wichtige Rolle spielen dabei sowohl Verkehrsversuche als auch das Ohr bei den Menschen zu haben.”

Der Ort und der Zeitpunkt der Verkehrsversuche müssten jedoch mit Bedacht gewählt werden, erklärt Gröling weiter. Während der documenta einen Verkehrsversuch auf einer Hauptverkehrsachse in der Stadt Kassel durchzuführen, hält Gröling daher für einen schlechten Vorstoß – zumal dieser auch noch mit dem Sicherheitskonzept der documenta kollidiere. Gröling betont jedoch die Wichtigkeit von klimafreundlicher Fortbewegung und dem Wandel zu emissionsarmer Mobilität: „2020 haben wir 66 Millionen Euro unter der Verantwortung des Kasseler Oberbürgermeisters für den Ausbau des Kasseler Radwegenetzes eingestellt. Vieles wurde bereits vom damaligen Verkehrsdezernenten Dirk Stochla in die Wege geleitet und muss nun mit Blick auf eine gleichberechtigte Mobilität für alle Verkehrsteilnehmende weiter vorangetrieben werden. Den Vorwurf einer blockierenden Haltung gegenüber einer verbesserten Radinfrastruktur weisen wir deutlich zurück“, so Gröling.

“Solche Vorhaben müssen zunächst intern erörtert werden, zumal die rechtliche Verantwortung und Zuständigkeit der Straßenverkehrsbehörde gemäß §85 HSOG bei Oberbürgermeister Christian Geselle liegen. Wir finden es inakzeptabel anders vorzugehen und bedauern, dass ein unabgestimmtes Konzept für einen Verkehrsversuch somit zu Irritationen in der Öffentlichkeit führt. Des Weiteren ist die Bestellung des ständigen Vertreters in der Straßenverkehrsbehörde Angelegenheit des Oberbürgermeisters und nicht der Fraktionen. Diese Bestellung kann er gemäß den Vorschriften jederzeit zurücknehmen und anderweitig regeln, was er jetzt nachvollziehbar getan hat“, erklären die Fraktionsvorsitzenden Ramona Kopec und Wolfgang Decker. Die beiden fügen hinzu: „Als SPD-Fraktion werden wir uns auch weiterhin für den Ausbau der Infrastruktur für den Fuß- und Radverkehr und für die Stärkung des ÖPNV einsetzen. Wir möchten Mobilität nachhaltig und für alle Kasseler und Kasselerinnen entwickeln. Das heißt für uns mehr ÖPNV-Nutzer*innen und mehr Radfahrer*innen auf Kassels Straßen.”